Das neue Jahr startete für die SPD Landtagsfraktion ereignisreich. Seit Anfang Januar finden die „Teamwochen #chancengleichheit“ statt. Im Rahmen der Teamwochen werden Podiumsdiskussionen und Workshops angeboten sowie Bildungseinrichtungen in ganz NRW besucht. Gemeinsam mit den Akteur*innen sucht die SPD Fraktion nach Lösungen, um gegen die Chancenungleichheit in unserem Bildungssystem anzukämpfen.
Als Mitglied des Arbeitskreises Wissenschaft und als weiterbildungspolitische Sprecherin der Fraktion war es mir wichtig, dass ein Fokus innerhalb der Teamwochen auch auf der Weiterbildung liegt. Obwohl die Weiterbildung große Arbeit für die Chancengleichheit leistet, fällt sie leider oftmals hinten über.
Gemeinsam mit meinen Duisburger Landtagskolleg*innen Sarah Phillip, Benedikt Falszewski und Frank Börner sowie dem Duisburger Oberbürgermeister Sören Link führte mich der erste Termin in die Volkshochschule in der Duisburger Innenstadt.
In großer Runde haben wir zusammen mit Volker Heckner, dem Leiter der VHS Duisburg, und weiteren Vertreterinnen und Vertretern der VHS über das Thema Alphabetisierung gesprochen.
Der Austausch verdeutlichte, wie wichtig es ist, sich dem Thema Alphabetisierung anzunehmen. Die VHS Duisburg bietet Alphabetisierungskurse im Kontext der Grundbildung und für Migrant*innen an.
Es erstaunte mich zuhören, dass in Deutschland über 30 Prozent der deutschen Bevölkerung von einer Lese- und Schreibschwäche betroffen sind. Zeitgleich sind die Anzahl der Alphabetisierungskurse und Teilnehmer*innen in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Auch wenn die Einschränkungen durch Corona hierbei eine enorme Rolle spielten ist dies nicht das einzige Problem, das sich der Volkshochschule entgegenstellt. Neben fehlenden Räumlichkeiten und fehlendem Personal, ist es schwierig die Zielgruppe zu erreichen.
Nicht lesen und schreiben zu können ist in der Gesellschaft immer noch schambehaftet und wird von den Betroffenen selten in die Öffentlichkeit getragen. Ohne Unterstützung von „Komplizen“ werden Betroffene nur selten durch die gängigen Werbekanäle auf die Angebote aufmerksam. Deswegen ist es wichtig, neben den Alphabetisierungskursen auch Kurse zur Sensibilisierung zum Umgang mit dem Thema anzubieten. Betroffene könnten so besser z. B. durch Schulsozialarbeiter*innen erkannt und unterstützt werden.
In den Alphabetisierungskursen werden die Teilnehmenden je nach Alphabetisierungsniveau individuell betreut und gefördert. So werden nicht nur Fähigkeiten im Lesen und Schreiben der deutschen Sprache, sondern auch Allgemeinbildung vermittelt. Auf diese Weise leistet die VHS einen wichtigen Beitrag zur Integrationsarbeit und hilft den Menschen, damit sie besser für den Alltag und das berufliche Umfeld vorbereitet sind.
Ein großer Fortschritt für die Volkshochschulen und ihre Arbeit war die Reform des Weiterbildungsgesetztes, wie Herr Heckner am Ende des Gesprächs betonte. Doch auch wenn die Gesetzesnovelle im Gesamten sehr positiv bewertet wird, muss an einigen Punkten noch nachgebessert werden. Wir, als SPD, wollen im engen Austausch mit den Weiterbildungsträgern die Novelle optimieren.
Im Anschluss durfte ich gemeinsam mit meinem Kollegen Frank Börner beim Diakoniewerk Duisburg zu Gast sein. Wir wurden mit frisch belegten Brötchen und selbstgebackenen Kuchen der Teilnehmer*innen begrüßt.
Nach dem Besuch beim wohl bekanntesten Weiterbildungsträger, legte ich großen Wert darauf, auch auf die Interessen und Probleme weiterer Weiterbildungsträger zu achten und einzugehen. Anknüpfend an das Thema der Alphabetisierung, ging es in der Diskussion im Diakoniewerk um das Nachholen von Schulabschlüssen.
Es wurde über die verschiedenen Hintergründe aufgeklärt, warum eine Person freiwillig oder unfreiwillig die Schule ohne Abschluss verlassen oder aus anderen Gründen keine Möglichkeit haben einen Abschluss zu machen. Es lässt sich feststellen, dass die Gründe hierfür vielfältig sind, aber leider sehr oft mit der Herkunft und dem sozialen Umfeld einhergehen.
Die Kurse des Diakoniewerks werden hauptsächlich von Teilnehmer*innen besucht, die im Rahmen der Berufsausbildungsmaßnahmen gem. dem SGB (Sozialgesetzbuch) III ihren Hauptschulabschluss nachholen. Alleine in Duisburg sind ca. 15.000 Bürger*innen ohne Chancen auf dem Arbeitsmarkt mangels Abschluss und Berufsausbildung. Dem sollen die Berufsausbildungsmaßnahmen entgegenwirken. Die Agentur für Arbeit weist die Kunden dem Diakoniewerk zu, wo sie ihren Hauptschulabschluss nachholen können. Der Abschluss wird in einem dualen System nachgeholt. Neben zwei bis drei Tagen Unterricht in der „Schule“ wird ein Praxisanteil angeboten. Der Praxisanteil wird in kooperierenden Unternehmen absolviert, wodurch sich die Teilnehmer*innen schon während des Abschlusses einen Namen in der Berufswelt machen können.
Das Abweichen vom klassischen Schulweg trägt einen maßgeblichen Anteil dazu bei, dass das Diakoniewerk eine hohe Erfolgsquote erzielt. Laut Klaus Janowitz, dem Leiter des Bereichs „Schulabschlüsse“ liegt eine hohe Motivation der Teilnehmer*innen besonders in einem Punkt: „Das Diakoniewerk ist nicht Schule“. Ein Konzept, das aufgeht.
In wesentlich kleineren Klassen als in der Schule üblich, können die Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen die Teilnehmer*innen wesentlich individueller fördern und auf die Bedürfnisse eingehen. Lehrer*innen werden nicht nur als Lehrpersonen, sondern auch als Ansprechpartner*innen für die unterschiedlichsten Belange gesehen.
Zum Abschluss möchte ich mich bei der Volkshochschule Duisburg und dem Diakoniewerk Duisburg für die lehrreichen Gespräche und den Einblick in den Alltag der Duisburger Weiterbildungsträger bedanken. Sie leisten eine hervorragende Bildungsarbeit!

